Neuer verdrängt Bisherigen

von Dominik Schmid

Der Klotener Kantonsrat Mark Wisskirchen wurde trotz Spitzenergebnis abgewählt. Seinen Nachfolger hat er selber aufgestellt.

Für die EVP im Bezirk Bülach war es ein guter Wahlsonntag. Die Partei konnte ihr Ergebnis von vor vier Jahren noch verbessern und hat 0,37 Prozentpunkte Wähleranteile dazugewonnen. Sie kommt damit auf einen Anteil von 5,5 Prozent, das ist mehr, als die national gut etablierte Mitte erzielt hat (5,4 Prozent). Pech hatte allerdings der bisherige Kantonsrat Mark Wisskirchen aus Kloten. Er schaffte ein Spitzenergebnis, holte 2550 Stimmen, über 200 mehr als vor vier Jahren. Und trotzdem wurde er abgewählt. Der Grund: Donato Scognamiglio aus Freienstein-Teufen holte 2759 Stimmen – und eroberte so den Sitz von Wisskirchen.

Flughafenstadt hat nur noch einen Sitz im Kantonsrat
Das Perfide: Wisskirchen hat quasi an seiner eigenen Abwahl mitgearbeitet. Er ist nicht nur Stadtrat von Kloten, sondern auch Geschäftsführer der EVP des Kantons Zürich, zudem Sekretär der Kantonsratsfraktion. Er war massgeblich daran beteiligt, dass Scognamiglio, ein aus den Medien bekannter Experte rund um Immobilienwirtschaft, auf dem guten dritten Listenplatz für die EVP kandidieren konnte, obwohl dieser bisher noch nie ein politisches Amt bekleidet hatte. So hat Wisskirchen dafür gesorgt, dass die EVP in Bülach nicht nur mit einem, sondern mit zwei Topkandidaten antreten konnte – mit dem Nachteil, dass Wisskirchen selbst nun den Kürzeren zog. «Für den Bezirk Bülach war unsere Strategie sehr gut. Aber ich bin abgewählt», sagte Wisskirchen denn am Sonntagabend auch leicht enttäuscht. «Das ist nicht unbedingt gut für mich.» Er müsse nun analysieren, was das für seine verschiedenen Mandate bedeutet. Wisskirchen ist ein etablierter Gesundheitspolitiker und unter anderem auch Gründer und Präsident der Gesundheitskonferenz des Kantons Zürich, die inzwischen über 100 Mitgliedsgemeinden zählt. «Jetzt, wo ich nicht mehr selbst direkt im Kantonsrat die Politik mitgestalten kann, stellt sich natürlich die Frage, wie sinnvoll es noch ist, wenn ich mich weiterhin in diesen Ämtern engagiere», so Wisskirchen. Denn er habe nun nicht mehr dieselbe Möglichkeit, danach im Parlament Einfluss zu nehmen. Wisskirchen gibt schliesslich auch zu bedenken, dass jetzt die Stadt Kloten nur noch über einen einzigen Sitz im Kantonsrat verfüge, der an den SP-Stadtrat Christoph Fischbach gehe. «Mehr Sitze im Kantonsrat zu haben, wäre für die Flughafenstadt wichtig gewesen – gerade jetzt, wo es um die Pistenverlängerungen geht.» Seinem Parteikollegen mag er den Erfolg indes durchaus gönnen. «Donato Scognamiglio ist keine unbekannte Person, und er hat einen guten Wahlkampf gemacht. Das war auch sehr zum Vorteil der Partei und mit ein Grund, weshalb wir im Bezirk Bülach unser Ergebnis von vor vier Jahren noch toppen konnten.» Ähnlich wertschätzend klingt es bei Donato Scognamiglio, dem Neugewählten. «Es sind grosse Fussstapfen, die ich auszufüllen habe, und ich kann mich nur bei Mark Wisskirchen bedanken, dass er und die Partei mich so stark unterstützt haben», betonte der Professor für Immobilienwirtschaft am Sonntagabend. Das sei alles andere als selbstverständlich, gerade, wenn der eigene Sitz auf dem Spiel stehe.

«Habe nicht den Anspruch, die Welt zu verändern»
Er hoffe nun, dass er einen positiven Beitrag im Kantonsrat und im Bezirk Bülach leisten könne und dass er weiterhin eine so gute Arbeit machen könne wie sein Vorgänger, so Scognamiglio. Da er neu in den Kantonsrat reinkomme, wolle er nun deshalb zuerst einmal zuhören, wo überhaupt der Schuh drücke. Ich habe nicht den Anspruch, alles besser zu wissen und die Welt zu verändern. Aber wir wohnen alle gemeinsam in der am stärksten wachsenden Region des Kantons Zürich, und deshalb sollten wir auch gemeinsam versuchen, Lösungen zu finden"

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